Samstag, 2. Oktober 2021

OBERWINTERTHUR / VITUDURUM


 

OBERWINTERTHUR / VITUDURUM: (Update 2021)

 

Der heutige Kirchenhügel von Oberwinterthur gilt als der früheste Ort der Besiedelung der Stadt Winterthur. Schon gegen Ende der Eiszeit sollen sich hier Menschen niedergelassen haben. Der Hügel bildete später gleichermassen den Kern der römischen Siedlung «Vitudurum».

 

«Vitudurum» (Oberwinterthur) lag an der wichtigen Verkehrsachse von «Vindonissa» (Windisch) nach «Brigantium» (Bregenz) und wird namentlich in der «Itinerarium Antonini», einem aus dem 3. Jahrhundert stammenden Strassenverzeichnis in Buchform erwähnt.

 

«Vitudurum» war ein römischer Vicus – ein antikes Strassendorf. Es hatte seit der Frühzeit verschiedene Töpfereien in den Hinterhöfen der Parzellen an diversen Orten am Siedlungsrand eingerichtet. In der Mitte des heutigen Kirchenhügels stand das römische Heiligtum, einem so genannten gallorömischen Umgangstempel.

 

Laut einer Inschriftentafel wurde ab 295 n. Chr. ein Kastell errichtet. Dessen bis zu 3 Meter dicken Mauern führten entlang der Hangkante des heutigen Kirchhügels und schütze den Ort vor Germaneneinfälle.

 

Archäologische Ausgrabungen zeugen ausgiebig von der römischen Vergangenheit Oberwinterthurs. Der Ort ist eine der wichtigsten archäologischen Fundstellen im Kanton Zürich. Um ca. 400 n. Chr. fand die römische Siedlung ihr jähes Ende mit dem Abzug der Römer aus diesem Gebiet.

 

Oberwinterthur wurde später wieder als «Venterdura» (843 n. Chr.) und als «Winterduro» (856 n. Chr.) erwähnt. Um 919 n. Chr. wird «Oberunwinterthur» ein weiteres Mal urkundlich genannt. Damals musste Niederwinterthur, dass der heutigen Altstadt Winterthur entspricht, den Zehnten an die Kirche Oberwinterthur (gebaut auf dem ehemaligen römischen Tempel) verrichten. Es dürfte in jenen Tagen eine Konkurrenzsituation zwischen den beiden Orten Oberwinterthur und Niederwinterthur (Stadt Winterthur) bestanden haben. Die Vormachtstellung gegenüber Niederwinterthur verlor Oberwinterthur spätestens mit dem Machtgewinn der Kyburger, die Winterthur zu ihrer Hauptstadt machten.

 

Das heutige Oberwinterthur ist zu einem Stadtteil von Winterthur geworden. Die Häuser im Dorfkern an der «Römerstrasse», deuten den Standort und Ausrichtung der einstigen römischen Streifenhäuser.

 

Bild: Oberwinterthur um das 2. Jahrhundert mit Blick zum Lindberg.

 

Textquelle: Informationstafel Kantonsarchäologie Zürich, Ausgrabungsstätte Ecke Lindbergstrasse/Römerstrasse

 

Bildquelle: Informationstafel Kantonsarchäologie Zürich (Kürzel: SH MM 2000)

 

Erstveröffentlichung: 02. Februar 2016

Update 1: 02. Oktober 2021.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen